für katholische Theologie
Ehemaliger Kieler Theologieprofessor Josef Schulte verstorben
12. Januar 2015, von Gerrit Pischke
![Prof. Josef Hüser](https://assets.rrz.uni-hamburg.de/instance_assets/fakgw/20885433/hueser-ce01b6469090b22e901d66f9770a070fd5b10f3a.jpg)
Foto: Hüser, Neue KirchenZeitung
Am 23. Dezember 2014 verstarb Prof. Dr. Josef Schulte im Alter von 85 Jahren. Der katholische Theologe war an der damaligen Pädagogischen Hochschule in Kiel für das Lehramtsstudium zukünftiger katholischer Religionslehrerinnen und -lehrer verantwortlich.
Am 23. Dezember 2014 verstarb Prof. Dr. Josef Schulte im Alter von 85 Jahren. Als katholischer Theologe war Prof. Schulte an der damaligen Pädagogischen Hochschule für das Lehramtsstudium zukünftiger katholischer Religionslehrerinnen und -lehrer verantwortlich. Für viele Studierende war er nachhaltig prägend. Lange vor Gründung des Hamburger Instituts für Katholische Theologie an der Universität Hamburg stand er damals vor ähnlichen Aufgaben und Herausforderung wie das heutige Hamburger Institut: zukünftige Religionslehrerinnen und -lehrer zu befähigen, sich den vielfältigen und herausfordernden Fragen der Schülerinnen und Schülern in der norddeutschen Diaspora verantwortungsvoll wie auch fachlich und didaktisch fundiert zu stellen.
Folgend finden Sie einen Nachruf von Andreas Hüser (Neue KirchenZeitung)
Ein „Zehnkämpfer der Theologie“
Professor Dr. Josef Schulte, der am 23. Dezember im Alter von 85 Jahren verstarb, war eine prägende Figur der katholischen Theologie an der Uni Kiel
Kiel (nkz). Er hat sich selbst als „Zehnkämpfer“ der Theologie bezeichnet. Für den neu errichteten Lehrstuhl für katholische Theologie in Kiel brauchte man ein solches Multitalent. Jemanden, der Altes Testament, Neues Testament, Kirchengeschichte, Dogmatik, Moral-
theologie, Religionspädagogik beherrschte. Es musste jemand sein, der nicht nur über weltferne Dinge dozieren, sondern Theologie für das Leben und für die Praxis vermitteln konnte. Das hieß vor allem: für die Praxis des Religionsunterrichts in der Diaspora.
Die damalige Pädagogische Hochschule Kiel entschied sich für den gebürtigen Münsterländer Josef Schulte. Was wir glauben, muss vor unserer Vernunft Bestand haben, das war Schultes Maxime. So hatten schon die großen Denker der Scholastik Theologie verstanden. Aber in den wilden Siebziger Jahren war es noch wichtiger, die Lehre der Kirche für die Gegenwart zu deuten. „Seine Lehrtätigkeit war deswegen immer auch eine missionarische, nicht vereinnahmend und doktrinär, sondern aufklärend und befreiend“, erinnert sich einer seiner Schüler. Josef Schulte war ein Mann der theologischen Moderne. Er hatte über den Begriff des Gewissens bei Kardinal John Henry Newman promoviert, war von Karl Rahner geprägt und natürlich von der Theologie des Zweiten Vatikanischen Konzils. In dieser Tradition ermutigte er seine Studenten zu einem eigenen Urteil, selbstkritisch, aber nicht als „Revolutionär“.
Mit feiner Ironie konnte Josef Schulte von „unserer lieben Mutter Kirche“ sprechen. „Ach, in Rom…“ war häufiger ein einleitender Begleittext zu Verlautbarungen, von denen er glaubte, sie seien besser nicht veröffentlicht worden. Dabei stimmte er nicht in den Chor derer ein, die Kirche in Bausch und Bogen verdammten. Dafür war ihm die Kirche zu wichtig, weil geistliche und geistige Heimat. Öffentliches Aufsehen hat Josef Schulte nie gesucht. Aber er scheute auch nicht den Streit. So gehörte er zu den Universitätstheologen, die 1979 gegen das Lehrverbot für Hans Küng protestierten.
Josef Schulte hat nicht nur in der PH gewirkt. Er war Mitarbeiter in der katholischen Erwachsenenbildung, Vorsitzender des katholischen Bildungswerks Kiel, und hat in vielen Vorträgen im Dekanat und in seiner Gemeinde St. Heinrich seine Kirche mitgeprägt. Für seine Studenten bliebt er eine Schlüsselfigur für den eigenen Glauben und für die Vermittlung des Glaubens. Eine Schülerin sagt: „Er war ein Engel auf meinem Lebensweg. Aus meiner religiösen Dunkelheit hat er mich ans Licht geführt. Ich bin ihm unendlich dankbar, weil er mein Denken und meinen Glauben verändert und neu gemacht hat. Ohne ihn und das theologische Wissen, das er uns vermittelt hat, hätte ich keinen vernünftigen Religionsunterricht erteilen können.“
© Text und Bild: Andreas Hüser, Neue KirchenZeitung