Abgeschlossene Projekte
Der Aktionskreis Halle (AKH). Postkonziliare Konflikte im Katholizismus der DDR
Als „entfant terrible“ des ostdeutschen Katholizismus gründete sich 1970 der Aktionskreis Halle in der DDR als einziges ostdeutsches Pendant zu den bundesdeutschen Priester- und Solidaritätsgruppen (SOG). Der AKH stand für innerkirchliche Reformen im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965). Unter den ebenso pointierten wie nebulösen Schlagwörtern Demokratisierung, Humanisierung und Neuinterpretation des Glaubens formulierte der Kreis beständig Kritik an der ostdeutschen Kirche und trat für eine kritische Zeitgenossenschaft der katholischen Kirche in der DDR ein. Die Gruppe bestand gleichberechtigt aus Priestern und Laien und öffnete sich im Laufe der Zeit auch für evangelische Mitglieder. Thematisch fokussierte man auf die Themen Konzilsrezeption durch Synoden, Ökumene und christlicher Friedensdienst in der DDR. Eine demokratische Wahl des neuen Magdeburger Bischofs 1969 avancierte zu einer Art Gründungsmythos der Gruppe. Bis 1989 hat der Aktionskreis auf regelmäßigen Treffen und in eigens herausgegebenen Rundbriefen die pastorale und kirchenpolitische Haltung der ostdeutschen Bischofskonferenz kritisch kommentiert.
Jesuiten in Erfurt. Seelsorge, Vernetzungen und Konflikte im Raum der konfessionellen Stadt (1560-1664)
Das 1619 im thüringischen Erfurt gegründete Jesuitenkolleg ist der erste Vorposten der Gesellschaft Jesu im geschlossen evangelischen Gebiet Sachsens, dem Kernland der Reformation gewesen. Dieses Alleinstellungsmerkmal sollte es bis weit ins 17. Jahrhundert hinein behalten. Hier, wo Martin Luther studiert, ins Kloster der Augustinereremiten eingetreten und bis zu seinem Tod 1546 mit wechselnder Anhängerschaft und Intensität verehrt wurde, versuchten die Jesuiten mit äußerst beschränkten personellen und wirtschaftlichen Mitteln apostolisch tätig zu werden. Sah so die Speerspitze der päpstlich geleiteten Gegenreformation aus, für die die Jesuiten in ganz Europa gehalten wurden? Es gehört zu den Spezifika der Gesellschaft Jesu, dass ihre Erforschung stets an der Schnittstelle von Ordens-, Stadt-, Konfessions-, Bildungs- und Politikgeschichte anzusiedeln ist. Dies gilt besonders für die Thüringer Metropole. Erfurt erscheint als ein Laboratorium frühneuzeitlicher Forschungen, weil hier eine Vielzahl von Konfliktlinien quer durch den urbanen Kontext verliefen. Besonders ist auf das sensible Konfessionsverhältnis einer protestantischen Mehrheit und einer katholischen Minderheit hinzuweisen, sowie auf die politischen und territorialen Abhängigkeiten der protestantischen Stadt gegenüber dem katholischen Mainzer Kurfürsten und die durch die sächsischen Kurfürsten unterstützten Emanzipationsbestrebungen des Erfurter Magistrats. Genau in diese politisch und konfessionell aufgeladene Situation hinein erschienen die Jesuiten in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Erfurt.
Säkularer Humanismus – eine Alternative zu religiösen Weltdeutungen?
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts etablierte sich der "säkulare Humanismus" als eine gegenüber den Religionen autarke Form der Weltdeutung und gewann angesichts der Anschläge des 11. Septembers 2001 zusätzliche Deutungsmacht. Rationale und säkulare Weltanschauungen, so das zentrale Argument, seien den archaischen Deutuungsmustern der Religionen in vielfacher Hinsicht überlegen. Die Studie widmete sich zunächst der komplexen Begriffsgeschichte des Humanismus, um in Anschluss die Argumente einzelner säkularer Humanismen einer detaillierten Prüfung zu unterziehen. Letztlich zeigte sich, dass der "säkulare Humanismus" ein letzter Ausläufer der modernetypischen "großen Erzählungen" (Lyotard) ist, der sich, wie auch gewisse Formen radikalisierter Religiosität, angesichts der realen Pluralität der Spätmoderne als nicht mehr tragfähig erweist.