Profil
Die Islamische Theologie kann als Diskurstradition verstanden werden, die aus dem muslimischen Denken über religiöse Grundfragen entstanden ist. In ihrem Zentrum stehen die zentralen islamischen Bezugstexte von Koran und Hadith sowie die lebendige Tradition der Musliminnen und Muslime. Das Institut für Islamische Theologie möchte das Fach in seiner Breite vertreten, in begründeter Auswahl erforschen und seine Bedeutung für unsere Gegenwart reflektieren.
Die Islamische Theologie in Hamburg betont dabei unter anderem die folgenden Aspekte:
- Historische Kontextualisierung: Ein besonderes Augenmerk wird auf die Einordnung von Texten und Ideen in ihre jeweiligen Entstehungszusammenhänge gelegt – bis hin zu unserer Gegenwart. Dies ermöglicht eine begründete und wissenschaftlich verantwortete Interpretation.
- Interreligiöse und intertheologische Zusammenarbeit: Die Kooperation mit anderen Religionen wird als Chance einer religiös vielfältigen Gesellschaft gesehen. Dieses Zusammenwirken – in Hamburg im gemeinsamen Fachbereich und im Rahmen des “Religionsunterrichts für alle” – fördert auch die Fortschreibung der islamisch-theologischen Tradition.
- Gesellschaftliche Ausrichtung: Gesellschaftliche Fragen stehen im Fokus und finden sowohl in der Ausbildung von Religionslehrerinnen und -lehrern als auch durch den Forschungsschwerpunkt islamische Ethik Beachtung, um aktuellen Herausforderungen zu begegnen.
Das Fach Islamische Theologie wird am Institut in vier Schwerpunkten gelehrt und erforscht:
- Die islamischen Textwissenschaften (Koran und Hadith) befassen sich mit den Grundtexten des Islams, ihrer Entstehung, Kontextualisierung und Auslegung, wobei der Schwerpunkt am Institut auf dem Koran liegt. Die islamische systematische Theologie (Kalām) befasst sich mit der islamischen Glaubenslehre (ʿAqīda), ihrer Entstehung, Systematisierung und Rationalisierung sowie der systematisch-theologischen Interpretation der Grundtexte. Diese Bereiche werden schwerpunktmäßig von Univ.-Prof. Dr. Mira Sievers vertreten.
- Das Islamische Recht (Fiqh und Uṣūl al-Fiqh) befasst sich mit der Entstehung und Entwicklung der islamischen Normenlehre sowie den Methoden der Ableitung und Fortentwicklung von Normen. Mit diesem Bereich beschäftigt sich schwerpunktmäßig Bahattin Akyol, M.A.
- Die Islamische Philosophie (Falsafa) bezeichnet die aus der griechisch-arabischen Übersetzungsbewegung hervorgegangene philosophische Tradition, die im islamisch geprägten Kontext entstanden ist. Als „Freundschaft zur Weisheit“ zielt sie auf die Erkenntnis über den Menschen und die Welt ab. Der Bereich wird schwerpunktmäßig durch Prof. Dr. Ali Ghandour abgedeckt.
- Die islamische Ethik lässt sich als Querschnittsdisziplin verstehen: Ausgehend von der ethischen Grundfrage „Wie soll ich handeln?” kann man in verschiedenen Teildisziplinen ethische Diskussionen identifizieren (v.a. islamisches Recht, Kalām, Mystik, Adab-Literatur und islamische Philosophie), von denen ausgehend gegenwärtige Fragen bearbeitet werden. Die islamische Ethik wird als besonderer Schwerpunkt am Institut gemeinsam bearbeitet.