Hamburger Modell
Der Religionsunterricht für alle: Im Unterschied zu den anderen Bundesländern, wo Religionsunterricht nach Konfessionen und Religionen getrennt erteilt wird, besuchen in Hamburg alle Schülerinnen und Schüler einer Klasse den Religionsunterricht. Natürlich besteht auch in Hamburg die Möglichkeit, sich vom Religionsunterricht abzumelden. Diese Möglichkeit wird allerdings nur von einer kleinen Zahl von Schülerinnen und Schülern in Anspruch genommen. Die Inhalte des bisherigen „Religionsunterrichts für alle in evangelischer Verantwortung“ werden gegenwärtig noch ausschließlich von der Nordkirche verantwortet.
Gemeinsame Verantwortung für den Religionsunterricht
Schulbehörde und anerkannte Religionsgemeinschaften Hamburgs arbeiten zurzeit daran, ein Modell unter dem Dach von Artikel 7 (3) des Grundgesetzes zu entwickeln, in dem Inhalte des Religionsunterrichts von allen beteiligten Religionsgemeinschaften gleichberechtigt verantwortet und die Schülerinnen und Schüler weiterhin im Klassenverband unterrichtet werden können. Neben der evangelischen Kirche nehmen daran die muslimischen Verbände Schura, Ditib und VikZ, die alevitische Gemeinde und die jüdische Gemeinde Hamburg teil. Ermöglicht wurde dies durch den 2012 geschlossenen Vertrag der Stadt Hamburg mit muslimischen und alevitischen Gemeinschaften, in dem diese als Religionsgemeinschaften anerkannt wurden. Die katholische Kirche beteiligt sich bisher nicht an diesem Prozess.
Ziel der Weiterentwicklung des "Religionsunterrichts für alle" ist es, u. a. zu ermöglichen, dass neben evangelischen Lehrkräften zukünftig auch muslimische, alevitische und jüdische Religionslehrerinnen und Religionslehrer das Fach unterrichten können. Pilotprojekte haben in diesem Schuljahr begonnen. Ein Studium für die Religionslehrkräfte in multireligiösen Klassen wird an der Akademie der Weltreligionen der Universität Hamburg aufgebaut. Dort entwickeln Religionsgelehrte aus verschiedenen Religionen eine dialogische Theologie. Am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) wird ein entsprechendes Referendariat vorbereitet. mehr unter Akademie der Weltreligionen und Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung, Abteilung Ausbildung.
Hintergrund
Bereits Mitte der 1980er Jahre erweiterten die Hamburger Religionspädagogen das Spektrum des Religionsunterrichts um die nichtchristlichen Religionen. In den 1990er Jahren wurden durch das Pädagogisch-Theologische Institut (PTI) der heutigen Nordkirche Vertreterinnen und Vertreter von nichtchristlichen Religionsgemeinschaften in die Entwicklung der Bildungspläne für den "Religionsunterricht für alle" einbezogen. Das PTI und das LI engagieren sich in der Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte und in der Entwicklung der Materialien für interreligiös-dialogisches Lernen für diesen Ansatz. Sie werden dabei von den beteiligten Religionsgemeinschaften unterstützt.
Kooperationspartner